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Innovation im Schweizer Arbeitsmarkt

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Der verdeckte Arbeitsmarkt: Insights, Tipps und Tricks

Wir beleuchten die verborgenen Strukturen des Schweizer Stellenmarkts – von widersprüchlichen Studienergebnissen bis zur Schlüsselrolle persönlicher Netzwerke bei Top-Positionen. Martina und Sam analysieren, warum über 80 Prozent der hochdotierten Jobs nie offiziell ausgeschrieben werden und welche Folgen das für Bewerbende und Unternehmen hat. Und sie nennen ein paar konkrete Tipps und Tricks, wie man in diesem Arbeitsmarkt einen Job findet.

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Chapter 1

Wie groß ist der verdeckte Arbeitsmarkt wirklich?

Martina neu

Willkommen zur neuen Folge unseres Podcasts „Innovation im Schweizer Arbeitsmarkt“. Heute tauchen wir in ein Thema ein, bei dem selbst die Wissenschaftler noch streiten: Wie groß ist eigentlich der verdeckte Arbeitsmarkt? Ich bin Martina vom Innovationsverband und mit mir ist wie immer Sam. Hallo, Sam!

Sam

Hi Martina, hallo zusammen. Ja, der verdeckte Arbeitsmarkt... Ich glaube, das ist ein Thema, das jeden betrifft, aber keiner kennt die wirkliche Dimension.

Martina neu

Genau. Weißt du, ich hab extra nochmal ein paar Studien rausgesucht. Die Universität Zürich kam vor ein paar Jahren zu dem Ergebnis, dass angeblich „nur“ 20 Prozent der offenen Stellen nicht ausgeschrieben sind. Das klingt erstmal gar nicht so wild – aber dann gibt’s diese AMOSA-Studie, und auch das Zürcher AWA, die sagen: Es sind bis zu 70 Prozent! Schon heftig, oder?

Sam

Also, 20 oder 70 Prozent, das ist ein ganz schöner Unterschied. Sorry, aber ich frage mich jedes Mal: Wie kommen die zu so verschiedenen Zahlen? Ich meine, das ist ja fast schon wie beim Wetterbericht, da glaub ich manchmal auch keinem so richtig. Weißt du, woran das liegt?

Martina neu

Total berechtigt. Es liegt vor allem an der Methodik. Schau, die UZH-Studie basiert eigentlich auf einer sehr kleinen Stichprobe, und sie hat sich ziemlich einseitig auf die meldepflichtigen Stellen konzentriert – wobei sie, ehrlich gesagt, viele intern besetzte oder spontan entstandene Positionen gar nicht richtig erfasst hat. Außerdem ist die Rücklaufquote der Umfrage im Laufe der Jahre massiv gesunken, zuletzt lag sie bei nur noch 37 Prozent. Da ist der sogenannte Selection Bias schon fast vorprogrammiert. Und wenn dann noch bestimmte Stellen wie interne Wechsel oder Projektstellen ausgeblendet werden, dann verzerrt das das Gesamtbild komplett. Die AMOSA-Studie und auch das AWA nehmen stärker den tatsächlichen Besetzungsweg als Basis – da sieht man halt: Viele Jobs werden ohne jemals auf einer Webseite aufzutauchen vergeben.

Sam

Das erinnert mich gleich an unser Gespräch neulich zum Thema AI Job-Report, weißt du noch? Da haben wir ja schon bemängelt, dass solche quantitativen Analysen oft nur einen kleinen Ausschnitt zeigen und dann den Rest komplett ausblenden. Der verdeckte Arbeitsmarkt ist da einfach ein Paradebeispiel.

Martina neu

Absolut, und noch ein Beispiel aus dem echten Leben: Eine Kollegin von mir hat beim Mittagessen im Restaurant erfahren, dass sie für eine Stelle im HR vorgeschlagen wird. Da gab's gar keine offene Ausschreibung — sie hat quasi beim Dessert ihren Job bekommen. So etwas taucht niemals in offiziellen Statistiken auf. Ich glaube, das erleben ziemlich viele Leute.

Sam

Und solche Fälle sind eben in den üblichen Datenquellen wie x28 gar nicht drin. Klar, wenn ich ein Jobinserat poste, dann wird das irgendwo gezählt, aber wenn ich jemanden einfach intern frage oder ein Netzwerk aktiviere, dann weiß das niemand. Ist ein bisschen wie ein Schattenmarkt, oder? Unser Innovationsverband macht solche Statistiken auch, wir stützen uns aber vor allem auf die Zahlen der AHV ab: dort messen wir wie viele neue Saläre in welcher Branche und Region registriert wurden. Diese Zahlen sind sehr präzis und geben ein genaues Abbild des Arbeitsmarkts. Fairerweise muss man aber sagen, dass es sich hier um harte Knochenarbeit handelt und die Unis und Fachhochschulen, die solche Studien eher als Hobby nebenbei betreiben diesen Aufwand möglicherweise umgehen wollten. Und ja, dank modernen Data Analytics Systemen, die stark AI unterstützt sind, können wir das heute sehr schnell und effizient machen.

Martina neu

Ja, das stimmt. Noch eine Anmerkung zur statistischen Relevanz: gerade bei Kaderstellen und internen Wechseln ist es so, dass diese kaum noch ausgeschrieben werden. Die 20 Prozent von der Uni Zürich sind, so hart das klingt – eher die Spitze des Eisbergs. Der reale Anteil liegt, je nach Position und Branche, deutlich höher.

Chapter 2

Netzwerke dominieren: Dienstleistungssektor und Kaderpositionen

Sam

Wenn wir schon bei Position und Branche sind – besonders spannend finde ich den Dienstleistungssektor in der Schweiz. Das sind ja über 3 Millionen Beschäftigte, also der klare Hauptpfeiler. Und da werden laut den aktuellsten Studien gut 60 Prozent der Stellen wirklich über persönliche Netzwerke vergeben. Und der Trend steigt im Moment stark an. Krass, oder?

Martina neu

Das ist so. Und bei den Top-Management-Positionen, also wirklich ganz oben — da ist die Quote sogar bei bis deutlich über 80 Prozent. Noch beeindruckender finde ich die folgende Zahl: Bei Gehältern ab 150’000 Franken werden im Prinzip acht von zehn Stellen über das informelle Netzwerk vergeben, zum Beispiel durch Executive Search, direkte Empfehlungen oder interne Beförderungen. Der offene Arbeitsmarkt spielt da immer weniger eine Rolle.

Sam

Was ich auch bemerkenswert finde: Der Trend zieht sich inzwischen bis weit runter. Selbst für eine normale Marketing Position in Zürich, wo du heute locker 500 Bewerbungen bekommst, von denen drei Viertel ziemlich sicher KI-generiert sind... Da macht es für die HR-Leute fast mehr Sinn, übers direkte Netzwerk oder Empfehlungen zu gehen, einfach nicht zuletzt wegen Überforderung und Zeitmangel.

Martina neu

Würde ich auch so machen. Es ist für die Unternehmen sogar günstiger und sicherer. Fehlbesetzungen aufgrund von AI polierten CVs kosten gerade bei Führungskräften ein Vermögen – da will man kein Risiko eingehen. Empfehlungen aus dem eigenen Kreis geben ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen. Und, ehrlich gesagt: Was sollen die Recruiter machen, wenn sie nur noch perfekte, durch KI getunte Dossiers und Anschreiben bekommen? Dann wird das Bauchgefühl und die informelle Empfehlung plötzlich extrem wichtig.

Sam

Das Seco hat ja die Stellenmeldepflicht eingeführt, um alles transparenter zu machen... Aber richtig funktioniert hat das offenbar nicht, oder? Gerade die bestbezahlten oder spannendsten Stellen bleiben trotzdem „unter der Haube“. Und da hat das Seco und der Staat auch keine Möglichkeit den Arbeitsmarkt zu beeinflussen.

Martina neu

Ja das ist so. Die Meldepflicht greift bei verschiedenen Berufsgruppen – Küche, Bau, Marketing – aber die Führungsjobs bleiben meistens außen vor. Und ja, Du hast Recht: die Seco Regelung würde nur greifen, wenn der Job irgendwo ausgeschrieben würde ohne vorher gemeldet zu werden. Bei der informellen Vergabe ist das aber nie der Fall und bleibt deshalb in der Praxis für die Meldepflicht auch nicht relevant. Und dann ist es so, dass jemand, der ins Management will oder als Berufseinsteiger startet, oft keine Chance hat. ,

Sam

Wir sehen das Problem vor allem bei Managementpositionen, Zugezogenen oder Berufseinsteigern. Ohne Zugang zum Netzwerk und einer guten Taktik, wie das Netzwerk aktiviert werden kann, fühlen sich die Stellensuchenden ausgeschlossen und chancenlos. Es entsteht eine Art Insiderkreis, der nach außen ziemlich undurchlässig wirkt. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen – eine gute Bekannte von mir hat ihren CFO-Job komplett ohne klassische Bewerbung bekommen. Es war tatsächlich so, dass sie auf einem Branchentreffen gezielt angesprochen wurde, da lief alles übers Netzwerk und über eine Intro eines Bekannten. Keine Ausschreibung, kein klassischer Prozess. Da kannst du als außenstehender Bewerber noch so glänzen – du wärst nie in die Auswahl gekommen.

Martina neu

Und genau das ist in den Statistiken eben der „blinde Fleck“. Je höher die Position, desto mehr Gewicht hat das persönliche Netzwerk und desto weniger Offenheit gibt’s beim Zugang. Und dieses Bild zieht sich durch den kompletten Dienstleistungsbereich.

Chapter 3

Wie funktioniert jetzt der informelle Arbeitsmarkt?

Martina neu

Das wirft natürlich die Frage auf: Wie kommt man da überhaupt rein? Was ist das „Geheimrezept“ für den informellen Arbeitsmarkt? Ein Punkt, den ich immer wieder sehe: Es geht nicht um Betteln oder Klinkenputzen, sondern um gezielte Intros die andere für mich machen. Das ist ganz wichtig: wer empfohlen wird, der hat direkt einen Vertrauensvorschuss. Eine kurze, ehrliche Vorstellung über eine Bekannte beim richtigen Kontakt ist oftmals schon die halbe Miete.

Sam

Ja, und ich höre oft, dass es vielen schwerfällt, sich selbst zu vermarkten. Da gibt’s ja richtig Unsicherheiten. Viele Menschen haben das nie gelernt, weil es früher schlicht nicht nötig war. Heute ist das aber zentral, gerade in Branchen mit hoher Konkurrenz. Ein Tipp, den ich hier mitgeben kann: es braucht diesen einen Satz: 20 Worte. Dieser Satz beschreibt wer ich bin, was ich kann und was ich suche. Dieser Satz ist der Schlüssel im Netzwerk, an den sich alle erinnern, wenn sie an mich denken.

Martina neu

Genau deswegen bieten wir beim Innovationsverband Schweizer Arbeitsmarkt die sogenannten One Day Briefings an – und nein, das ist jetzt keine krasse Werbung, sondern wirklich einfach ein Angebot für Leute, die verstehen wollen, wie dieser verdeckte Arbeitsmarkt tickt. Diese Briefings zeigen in 8 STunden auf, wie man sein Netzwerk für sich aktiviert und welche 20 Taktiken am besten funktionieren. Die Teilnehmenden gehen da mit ganz konkreten Schritten raus: Wie nutze ich mein Netzwerk, wie mache ich eine Intro, wie finde ich den richtigen Kontakt? Es geht darum, Selbstvertrauen zu bekommen und einen Plan zu haben. Und aus den letzten Feedbacks weiß ich: Viele merken erst dadurch, wie mächtig das Netzwerk wirklich ist.

Sam

Vielleicht noch wichtig: die Briefings zeigen auch auf, wie AI Tools und Apps diese Arbeit im Netzwerk unterstützen können und die Jobsuche im verdeckten Arbeitsmarkt damit noch effizienter und wirkungsvoller wird. Wir haben das Fachwissen für die Briefings aus vielen Gesprächen mit Jobcoaches, Executive Search Spezialisten und HR Verantwortlichen zusammengetragen und zusammengefasst. Ich kann die Teilnahme sehr empfehlen, wenn man Zeit sparen will und effizient im Netzwerk einen Job finden möchte. .... Eine Frage habe ich noch. Was wenn jemand gar kein Netzwerk hat? Also vielleicht zugezogen, oder nach längerer Pause zurück – was dann?

Martina neu

Dann heißt’s, dranbleiben. Kontakte aufbauen ist wie Training: Es braucht Zeit und Disziplin, aber es funktioniert. Zum Beispiel hatte ich mal einen Coaching-Klienten, der nach jahrelanger Pause wieder in den Job wollte – für ihn war der Kontakt von einem alten Uni-Professor Gold wert. Über diesen Professor wurde er direkt an ein kleines Consulting-Projekt vermittelt, für das es nie eine Ausschreibung gegeben hat.

Sam

Ein super Beispiel! Und das deckt sich total mit dem, was wir auch schon in anderen Episoden gefunden haben: Ohne Netzwerk läuft auf vielen Ebenen wenig im Schweizer Arbeitsmarkt, aber – und das ist das Positive – Netzwerke kann man immer wieder aufbauen. Es geht nicht nur um Vitamin B, sondern wirklich um gezielte Vorbereitung und den Mut, Gespräche zu suchen.

Martina neu

Genau. Und mein Tipp: Nicht darauf warten, dass die Traumstelle ausgeschrieben wird – sondern rausgehen, Kontakte nutzen und Gespräche suchen. Damit hat man die besten Chancen, die versteckten Jobmöglichkeiten zu entdecken.

Sam

Damit sind wir schon am Ende dieser Folge. Wir hoffen, ihr konntet einige praktische Impulse mitnehmen – und wie immer: Fragen, Feedback oder eigene Erfahrungen gerne an uns schicken.

Martina neu

Danke dir, Sam – und danke an alle fürs Zuhören. Wir hören uns in der nächsten Episode wieder, wenn es heißt: Innovation im Schweizer Arbeitsmarkt. Tschüss zusammen!

Sam

Tschüss Martina, tschüss an alle. Bis zum nächsten Mal!