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Das Startup Harvey und die Revolution der Rechtsbranche

In dieser Episode sprechen wir darüber, wie Harvey, gegründet von Winston Weinberg und Gabriel Pereyra, den juristischen Arbeitsalltag durch KI revolutioniert. Von automatisierter Vertragsprüfung bis hin zu effizienterem Compliance-Management sparen Unternehmen wie Cuatrecasas Millionen, während neue Rollen wie KI-Kuratoren entstehen. Außerdem beleuchten wir ethische Herausforderungen wie Datenschutz und Algorithmusbias im juristischen Kontext.

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Chapter 1

Harvey and its Transformative Role in Legal Workflows

Martina

Herzlich willkommen zur dritten Episode unseres Podcasts vom Innovationsverband Schweizer Arbeitsmarkt. Hier sind wieder Martina und Sam. Heute betrachten wir uns eine Industrie, die sehr stark unter dem Einfluss von AI steht: die Juristen und die Rechtsanwaltskanzleien.

Martina

Ganz konkret schauen wir uns Harvey an, das Startup aus dem Silicon Valley, ist schon eine beeindruckende Geschichte, oder? Es wurde ja 2022 von Winston Weinberg, einem ehemaligen Anwalt, und Gabriel Pereyra, einem KI-Forscher bei Google DeepMind, gegründet. Ihre Idee: Eine Plattform zu schaffen, die auf generative KI setzt, speziell für juristische Prozesse.

Sam

Na ja, und jetzt reden wir von einer Bewertung von drei Milliarden Dollar. Das ist wahnsinnig!

Martina

Ja, total! In nur drei Jahren. Und warum? Weil sie genau verstanden haben, wo der Schuh in der Branche drückt. Also, KI übernimmt bei Harvey nämlich Aufgaben, die vorher enorm zeitaufwendig waren. Ein schönes Beispiel ist die Vertragsanalyse – früher stundenlang und jetzt, na ja, ein paar Minuten.

Sam

Das spart doch irre viel Zeit. Aber was genau macht Harvey da anders?

Martina

Gute Frage! Im Prinzip nutzt Harvey KI, um Schlüsselklauseln in Verträgen zu identifizieren und mögliche Risiken zu bewerten. Und bei der Due Diligence – also, wenn man riesige Mengen an Dokumenten prüfen muss – reduziert Harvey die benötigte Zeit wirklich drastisch. Deutsche Telekom hat zum Beispiel von zwölf Wochen auf nur zwei verkürzt, um über 5000 Verträge zu checken. Beeindruckend, oder?

Sam

Wow, okay. Und weißt du, was mir auffällt? Es ist ja irgendwie nicht nur Effizienz, sondern auch massive Kosteneinsparung.

Martina

Absolut. Cuatrecasas zum Beispiel, das ist eine spanische Kanzlei, spart damit jährlich rund zwei Millionen Dollar für Compliance-Automatisierungen. Und, das ist vielleicht noch spannender: Große Kanzleien wie Allen Overy berichten von Produktivitätssteigerungen zwischen zwanzig und dreißig Prozent – und das ohne Entlassungen. Es zeigt wirklich, wie Harvey die Branche transformiert, ohne Jobs komplett zu ersetzen.

Sam

Das klingt nach einer echten Erfolgsgeschichte. Aber: Was sagst du denen, die Angst vor Jobverlust durch KI haben?

Martina

Da sag ich, Harvey ersetzt keine Juristen, sondern eher bestimmte Aufgaben. Zum Beispiel Routinejobs wie die Initialrecherche – die fallen ja weg. Harvey ist also eher ein Tool, das Juristen den Rücken freihält für anspruchsvollere Arbeiten.

Sam

Na ja, aber es verändert ja trotzdem irgendwie das Jobprofil, oder?

Chapter 2

Implications for Legal Roles and Educational Adaptations

Martina

Absolut, Harvey ersetzt keine Jobs, aber die Jobprofile verändern sich natürlich komplett. Weißt du, wir sehen zum Beispiel ganz neue Rollen in Kanzleien, wie sogenannte AI-Curators oder Prompt Engineers. Das sind Spezialisten, die KI-Systeme trainieren und deren Ergebnisse bewerten. Eigentlich unglaublich, oder?

Sam

Prompt Engineers? Moment mal, was machen die genau?

Martina

Die arbeiten ganz eng mit diesen KI-Systemen, wie Harvey, zusammen, um sicherzustellen, dass die Modelle auf die richtigen Fragen die richtigen Antworten liefern. Es geht viel um Feinjustierung und auch darum, komplexe juristische Zusammenhänge in klare Anweisungen zu übersetzen. Und die Gehälter sind entsprechend hoch – wir reden hier von bis zu 250.000 Dollar pro Jahr.

Sam

Wow, das klingt ja wie der Tech-Traum jedes jungen Anwalts.

Martina

Ja, könnte man schon sagen. Gleichzeitig fällt jedoch ziemlich viel Routinearbeit weg, also das, was früher Junior-Anwälte gemacht haben. Ich meine, Clio sagte ja, bis zu 75 Prozent der billable hours könnten automatisiert werden. Da bleibt für die klassische Recherche am Anfang eines Falls nicht mehr viel übrig.

Sam

Warte mal, heißt das nicht auch weniger Karrierestart-Möglichkeiten für Nachwuchsjuristen?

Martina

Hm, ja und nein. Klar, traditionelle Einstiegsaufgaben werden weniger, aber dafür braucht es eben neue Skills. Und das spiegelt sich jetzt schon in den Lehrplänen wider, zum Beispiel bei Harvard Law. Die bieten mittlerweile Pflichtkurse in KI-Ethik und technischem Know-how an. Die nächste Generation wird also viel besser darauf vorbereitet sein.

Sam

Also quasi Law-Tech-Nerds von Anfang an. Und das verändert dann auch die gesamte Branche langfristig, denkst du?

Martina

Definitiv. Es ist im Grunde eine komplexe Verschiebung: ältere Prozesse fallen weg, neue Möglichkeiten öffnen sich, und der Fokus wird noch stärker auf strategische Beratung und ethische Kontrolle gelegt. Für die großen Kanzleien bedeutet das oft auch, hohe Stundensätze für die wirklich komplexen Aufgaben zu verlangen. Aber, weißt du, es gibt dabei eine Herausforderung, die man nicht ignorieren darf...

Chapter 3

Ethical Challenges and Practical Solutions in AI Deployment

Martina

Apropos ethische Kontrolle, das ist wirklich eine der größten Herausforderungen, wenn es um die Integration von KI in die Rechtsbranche geht. Niemand möchte juristische Entscheidungen von einer Blackbox abhängig machen, oder?

Sam

Ja, ja, absolut. Ohne Vertrauen kann das ganze Ding ja gar nicht erst funktionieren. Aber wie geht man denn am besten mit diesen Risiken um?

Martina

Da gibt es verschiedene Ansätze. Zum Beispiel setzen mittlerweile viele größere Kanzleien und Unternehmen auf Offline-KI-Systeme. Die funktionieren komplett unabhängig von der Cloud, was nicht nur die Datensicherheit erhöht, sondern auch sensiblen Rechtsdaten besser schützt. PwC UK macht das zum Beispiel schon recht erfolgreich.

Sam

Also quasi KI auf Standalone-Modus, richtig? Hört sich vernünftig an. Aber was ist mit, na ja, Verzerrungen in den Algorithmen? Du weißt schon, diese eingebauten Biases...

Martina

Genau, Bias ist echt ein großes Thema. Studien zeigen, dass die Datenbasis enorm entscheidend ist. Deshalb gibt es bei modernen Systemen wie Harvey sogar Ethik-Gremien, die sicherstellen, dass solche Verzerrungen minimiert werden. Es ist eine Kombi aus technischer Feinjustierung und stetiger Überprüfung. Es ist so eine Art Sicherheitsnetz für die KI.

Sam

Okay, das klingt alles durchdacht, aber... irgendwie auch ein bisschen aufwendig, oder?

Martina

Das ist es tatsächlich. Und deshalb wird gerade auch viel in Schulungen für Juristen investiert. Es geht darum, die Systeme richtig zu bedienen und Ergebnisse realistisch einzuordnen. Die Universität Zürich hat dazu kürzlich einige interessante Strategien veröffentlicht. Eines ihrer Prinzipien ist, dass Juristen weiterhin das letzte Wort haben müssen – vor allem bei heiklen Fällen.

Sam

Klingt nach einer guten Balance zwischen Mensch und Maschine. Aber sag mal, siehst du diesen ganzen Prozess eher als Herausforderung oder Chance für die Branche?

Martina

Wenn du mich fragst, es ist definitiv eine riesige Chance. Klar gibt es Hürden, gerade was Datenschutz und ethische Fragen angeht. Aber am Ende hilft die Technologie dabei, bessere und schnellere Ergebnisse zu erzielen, ohne die menschliche Expertise zu ersetzen. Ich finde das wirklich faszinierend, wie sich das alles gerade entwickelt.

Sam

Ja, und irgendwie spannend zu sehen, wie sich das weiter entfalten wird. Also, was du gerade gesagt hast, gibt mir 'nen komplett neuen Blickwinkel drauf.

Martina

Danke, Sam. Und damit kommen wir auch zum Ende dieser Episode. Es war wirklich toll, über Harvey und die KI-Transformation im Rechtswesen zu sprechen. Für alle Zuhörer da draußen: Danke, dass ihr dabei wart. Wir hören uns in der nächsten Episode wieder – bis dann!